Offener Brief an den Bürgermeister

Bürgerinitiative lebenswertes Fürstenfeld (BILF)

Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Sehr geehrte Mitglieder des Stadtrates!
Sehr geehrte GemeinderätInnen!

Auf der Homepage der Stadt Fürstenfeld schwärmen Sie, Herr Bürgermeister „Fürstenfeld zählt zu den reizvollsten ost-steirischen Städten und bietet ein hohes Maß an Lebensqualität und Familienfreundlichkeit“. Und unter Stadtmanagement steht: „Die städtebaulichen Maßnahmen der jüngsten Zeit haben die Einmaligkeit des Stadtbildes mit seinem unverwechselbaren Innenstadtambiente noch offensichtlicher gemacht“.

Und damit haben Sie auch wirklich recht, denn Fürstenfeld ist bis jetzt eine lebens- und liebenswerte Stadt und dazu wurde auch vieles gemacht, um besonders den historischen Stadtkern zu beleben und attraktiv zu gestalten. Damit kann sich Fürstenfelds Altstadt als die „Thermenhauptstadt“ sehen lassen.

Aber Erfolg blendet auch und so wurden in den letzten Jahren Maßnahmen gesetzt, von denen nur mehr ein kleiner Teil der FürstenfelderInnen profitiert. Das offensichtlich große und übergeordnete Ziel heißt: möglichst schnell mehr als 10.000 Einwohner zu erreichen. Dabei wird das Umland der derzeitigen Stadt parzelliert und zubetoniert, wo immer dies möglich ist.

Zu welchen Auswüchsen dies führt, kann man an manchen Wohnsiedlungen beobachten. Nun verlagert sich der Bauwahn wie eine Krake Richtung Bergkammstraße und Schloss Welsdorf, weil dort Grundstücke zum Verkauf angeboten wurden. Wenn es nach Ihren derzeitigen Plänen als ÖVP-Bürgermeister und der Immobilienwirtschaft geht, sollen dort mehr als 50 Einfamilienhäuser entstehen. Einige Familien hätten einen schönen Bauplatz mit Rutschgefahr und Aussicht auf die Stadt oder Schloss Welsdorf. Bei durchschnittlich 2,22 Personen/Haushalt hätte Fürstenfeld etwa 117 Einwohner mehr; aber was haben die FürstenfelderInnen davon? Bis die angepeilten 10.000 Einwohner erreicht wer-den, müssten noch mindestens 660 Einfamilienhäuser gebaut werden, die noch mindestens weitere 80 ha Bauland benötigen würden – die derzeit verbaute Fläche (Altstadt und angrenzende geschlossene Wohnsiedlung) beträgt ca. 200 ha. Übrigens: Um 1950 hatte Fürstenfeld bereits ca. 8.700 Einwohner bei wesentlich weniger Flächenverbrauch.

Die Bürgerinitiative lebenswertes Fürstenfeld BILF fragt:

  • Ist es zu verantworten, dass mehr als Euro 2.500.000,-- Steuergelder für zwei spekulative Bauprojekte (Schalkgründe Bergkammstraße und Welsdorf) verwendet werden?
  • Ist es für zukünftige Generationen zu verantworten, wenn nicht vermehrbare Ressourcen (Boden, Lebens- und Er-holungsraum, unverwechselbare Stadtsicht) versiegelt werden?
  • Ist es verantwortbar, neue Häuser auf rutschgefährdetes Bauland zu stellen und damit Bewohner und Anrainer unnötigen Schwierigkeiten auszusetzen?
  • Was hat die Stadt davon, wenn zwar mehr Menschen hier leben, aber die dafür notwendigen Arbeitsplätze fehlen? Die etwas höheren Ertragsanteile können es nicht sein; Einnahmen für die Stadt kann man auch anders lukrieren!

BILF findet, dass dies, Herr Bürgermeister, kein verantwortungsvolles und vorausschauendes Handeln am Lebensumfeld und der Zukunft aller FürstenfelderInnen ist!

Die Bürgerinitiative lebenswertes Fürstenfeld BILF schlägt daher vor:

  • Schaffen von Arbeitsplätzen – das bringt Menschen in die Stadt und mehr Einnahmen für die Stadt
  • Bestehende ungenützte Wohnungen und Häuser einer neuerlichen Nutzung zuführen, wenn nötig über Förderungen, mit Abgabenlenkung, sowie mit einer professionellen Leerstandserhebung
  • Forcieren von Eigentums- und Mietwohnungen
  • Nutzen von bereits versiegeltem Grund (z.B.: Gründe der Wienerberger Ziegelfabrik, …)
  • Keine neue Wohnanlage ohne eigene Tiefgarage
  • Fürstenfeld will die Stadt der kurzen Wege sein – dazu muss die innerstädtische Besiedelung verdichtet werden
  • Schaffung eines Grün- und Erholungsgürtels rund um die bestehende Stadt
  • Transparente Information an alle FürstenfelderInnen bei Bauprojekten

Die BILF lädt Sie mit weiteren 4 GemeinderätInnen am 4.2.2019, 10 Uhr zu einem gemeinsamen Frühstück mit dem Thema Fürstenfeld 2050 in die Gerichtsbergenstraße 39 ein – es werden 5 BILF-Mitglieder anwesend sein.

Brief im pdf Format

Fürstenfeld, am 25.1.2019