Wieder einmal Feistritzgasse

Fürstenfeld ist eine alte Stadt mit einer sehr schönen Altstadt aus Zeiten, als es noch keine bzw. nur wenige Fahrzeuge gab. Bis vor ca. 40 Jahren konnte man auch in der Innenstadt die Straßen in jede Richtung befahren. Als dann immer mehr Autos kamen, wurde Ende der 1970er Jahre eine Einbahnregelung nach der anderen eingeführt. Anfangs war das etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach kurzer Zeit haben alle den Vorteil dieses neuen Systems erkannt.

In der Zwischenzeit ist das Verkehrsaufkommen um ein Vielfaches gestiegen, die Verkehrslenkung in der Innenstadt ist aber noch immer dieselbe. Und, anstatt die Autos von der Innenstadt fernzuhalten, will unsere Stadtregierung über die Feistritzgasse eine weitere Zufahrtstraße schaffen. Das kann nur zu mehr Verkehrschaos in der Innenstadt führen und vertreibt die letzten Touristen, die sich nicht zwischen Autoschlangen durchkämpfen wollen.

Die Gemeinde muss als erstes einmal selbst abklären, was sie eigentlich will:

  1. Will sie eine Stadt der Autos und damit Innenstadtbewohner, Touristen und zum Schluss auch noch die innerstädtischen Betriebe vertreiben?

oder:

  1. Will sie eine Stadt, die mit Leben erfüllt ist, in der sich Bewohner und Touristen wohl fühlen und damit auch die Lebensgrundlage für Betriebe der Innenstadt darstellen?

Beides geht nicht, das haben schon viele andere Städte erfahren müssen. Sogar Großstädte haben deshalb die Verkehrsbremse gezogen und die Autos weitgehend aus der Innenstadt verbannt.

 

Zurück zur Feistritzgasse:

Die Feistritzgasse ist von ihrer Bauart her für eine Stadtzufahrt nicht geschaffen, abgesehen davon, dass dies auch nicht sinnvoll ist (siehe vorhin).

Bild 1: Das jetzige tägliche Verkehrschaos in der Feistritzgasse

Die Feistritzgasse ist eventuell geeignet, als Ausfahrtstraße aus der Innenstadt genützt zu werden, damit dort der Verkehr weniger wird. Dazu muss sie aber eine Einbahnstraße Richtung stadtauswärts werden.

Dadurch können mehrere Probleme gleichzeitig gelöst werden:

  • Die Stadt wird vom Verkehr entlastet und nicht zusätzlich belastet.
  • Das Verkehrsaufkommen in der Feistritzgasse wird etwa halbiert.
  • Die Engstellen in der Feistritzgasse können gefahrlos durchfahren werden.
  • Die Feistritzbrücke ist kein Hindernis und keine Gefahrenstelle mehr.
  • Die derzeit höchst gefährliche Ausfahrt von der Feistritzgasse in die Hauptstraße fällt weg.
  • Fußgänger und Radfahrer haben auch wieder Platz und müssen nicht um ihr Leben fürchten.
  • Die Anrainer in der Feistritzgasse können wieder ein normales Leben führen.
  • Der zwar nicht notwendige, aber nun schon einmal bestehende Parkplatz in der Feistritzgasse ist auch erreichbar.

Eine Einbahnregelung in der Feistritzgasse wäre ein Gewinn für alle und eine Chance für ein besseres Verkehrskonzept für die Innenstadt.

 

Ergänzend muss noch getan werden:

  • Die Tiefgarage gehört für alle geöffnet und darf nicht ein Privatparkplatz für einige wenige sein.
  • Bestehende Parkplätze in und um die Innenstadt dürfen nicht als Privatparkplätze missbraucht oder als Dauerparkplätze genutzt werden.
  • Der neue Parkplatz Feistritzgasse muss für alle geöffnet werden und darf kein Privatparkplatz sein.
  • Die etwa 2000 Parkplätze bei den Einkaufszentren an der Landesstraße müssen in ein Verkehrs- und Parkkonzept mit einbezogen werden.
  • Dasselbe gilt für die Parkplätze am Festplatz und beim Freibad.
  • Dazu gehört ein gutes Verkehrsleitsystem, damit freie Parkplätze rasch aufgefunden werden.
  • Einrichtung eines Citybussystems, dass Bürger ohne PKW leichter und öfter in die Innenstadt kommen und andererseits PKW-Besitzer motiviert werden, auf die Benutzung des eigenen Fahrzeuges zu verzichten.
  • Die Innenstadt muss besucherfreundlich und nicht autofreundlich gestaltet werden.

 

Was hat die BILF bis jetzt getan:

Wir von der BILF haben schon vor Jahren vorgeschlagen, endlich mit Hilfe des Kuratoriums für Verkehrssicherheit oder einer Technischen Universität ein zukunftsorientiertes Verkehrskonzept zu erstellen und möglichst zeitnah umzusetzen.

 

Antrag auf Einbahnregelung:

Infolgedessen haben wir am 30.3.2022 gemeinsam mit der Familie Schalk bei der Bezirkshauptmannschaft einen Antrag auf die Errichtung einer Einbahnregelung in der gesamten Feistritzgasse gestellt. Es folgte am 13.6.2022 ein ablehnendes Schreiben dieser, worauf wir am 25.8.2022 eine detaillierte Erklärung abgegeben haben.

Nachdem bis zum 13.10.2023 Funkstille geherrscht hat, haben wir eine noch etwas deutlicher formulierte Urgenz an die Bezirkshauptmannschaft geschickt. Diese wurde wiederum ablehnend beantwortet. Am 10.12.2023 haben wir einen Bescheid eingefordert.

 

Reaktionen von Stadt und Bezirkshauptmannschaft:

Der Antrag wurde von der Bezirkshauptmannschaft abgelehnt. Begründung: Was ist, muss bleiben, da darf nichts geändert werden (im übertragenen Sinn).

Bürgermeister Jost: Wenn die Bezirkshauptmannschaft Hartberg-Fürstenfeld das schon so sagt, was soll er daran noch ändern.

Bürgermeister Jost engagiert den augenscheinlich opportunistischsten Verkehrsplaner der Steiermark, lässt sich von diesem ein, durch Steuergelder finanziertes Gutachten nach seinem Gutdünken erstellen, hinter dem sich dann alle verstecken können: Die Gemeinde, die Bezirkshauptmannschaft, der Verkehrssachverständige der Baubezirksleitung, ...

 

Keiner reagiert auf unsere Einwendungen hinsichtlich der Unrichtigkeit und des herablassenden Zynismus dieses Gutachtens.

Keiner reagiert auf die Stellungnahme einer Umweltanwältin MMag. Ute Pöllinger, welche die Verkehrssituation in der Feistritzgasse als kritisch bezeichnet.

Keiner reagiert auf den Wunsch unseres ehemaligen Bürgermeister Werner Gutzwar, eines Fürstenfelder Urgesteins und erfahrenen Polizisten, der selbst die Einbahnregelung in der Feistritzgasse angeregt hat.

Keinen interessieren die Betroffenen, also die Radfahrer, die Fußgeher, die zahlreichen Schülergruppen, die Rollstuhlfahrer und nicht zuletzt die Anrainer und deren Unannehmlichkeiten, Ängste und Sorgen.

Alle Verantwortlichen halten sich mit beiden Händen Augen und Ohren zu. Die Verkehrsmisere in Fürstenfeld wird auf dem Rücken der ungeschützten Verkehrsteilnehmer ausgetragen.

Grundsätzlich werden nur Josts Ideen verwirklicht und dafür setzt er alle Hebel in Bewegung und geht es nicht anders, greift er zum Richter-Siegel-Tool (siehe www.bilf.at, Bericht vom 21.2.20), wie wahrscheinlich auch in dieser Sache.

Äußerst positiv sehen wir, dass auch die SPÖ langsam aufwacht. In der letzten Gemeinderatssitzung 2022 beantragte Fr. Mag. Kienböck von den Fürstenfelder Sozialdemokraten eine Einbahnregelung in der Feistritzgasse bei Bürgermeister Jost. Nebst Verweis auf die negative Stellungnahme der Bezirkshauptmannschaft sagte Jost etwas ganz Unglaubliches: Er sehe die Engstellen positiv, da die Autofahrer bei solchen Hindernissen oder Gefahrensituationen besonders vorsichtig fahren würden. Er sagte, er glaubt an die Vernunft der Autofahrer...

So einen Unsinn haben wir noch nie gehört. Seit wann lassen sich Autofahrer von Gefahrensituationen bremsen. Wenn das so wäre, bräuchten wir keine Verkehrsregeln.

 

Zusammenfassung:

Man kann also sagen, dass die Gefährdung aller nicht-motorisierten Verkehrsteilnehmer - dies sind namentlich die Radfahrer, die Fußgeher, die zahlreichen Schülergruppen, die Rollstuhlfahrer und nicht zuletzt die Anrainer - in der Feistritzgasse bewusst, also vorsätzlich, in Kauf genommen wird, um im Gegenzug einigen KFZ-Lenkern den kleinen Umweg über die Kusmanekstraße oder die Burgenlandstraße zu ersparen.

Weiters nimmt man wissentlich in Kauf, dass täglich an die Tausend KFZ, darunter nicht wenige Schwerst-LKW in einem Abstand von 30 bis 50 cm entlang einer 30 m langen Hausmauer fahren - hinter der sich Menschen aufhalten - und nebenbei ständig die Dachrinnen herunterreißen. In welcher Welt leben wir?

Eine Einbahnregelung in der Feistritzgasse würde den Verkehr auf ihr für alle sicherer und flüssiger machen.

Mit der Umsetzung der von uns vorgeschlagenen Maßnahmen wird der Verkehr in der Innenstadt weiter entflochten, die vorhandenen Parkplätze werden besser und sinnvoller genützt und vor allem die Wirtschaftstreibenden der Innenstadt würden davon profitieren.

Dazu muss man die Chancen sehen und ihre Umsetzung wollen.

 

Alle in diesem Newsletter zitierten Dokumente finden sie unter:

https://drive.google.com/drive/folders/1T6by0pMZV-f21knqs52Ha8hL3VBssYsO?usp=sharing