Ortsbildschutz a la Fürstenfeld – Teil 1

Ortsbildschutz a la Fürstenfeld - Teil 1

Es gibt in der Stadt Fürstenfeld seit 2006 ein, vom Architekten Norbert Frei erstelltes und vom Gemeinderat beschlossenes Ortsbildkonzept (Link zum Ortsbildkonzept), welches die Bautätigkeiten im Ortsbildschutzgebiet reguliert.

Um die Einhaltung dieses Ortsbildkonzepts zu gewährleisten, gibt es einen Ortsbild-Sachverständigen, nämlich den Architekten Klaus Richter, der, wenn uns nicht alles täuscht, von der Stadtgemeinde Fürstenfeld dafür bestellt wurde und auch von dieser entlohnt wird.

Seit der letzten Gemeinderatswahl haben wir auch eine ÖVP-Vizebürgermeisterin, Frau Sabine Siegel, Architektin und Fachbereichsleiterin für Baukultur in der Baubezirksleitung Oststeiermark. Wenn wir das richtig verstanden haben, ist Fr. Siegel für die Umsetzung des Baukulturreports in der Oststeiermark zuständig.

Fürstenfeld ist eine Stadt mit einem schützenswerten historischen Ortskern und einem krankhaft bauwütigen Bürgermeister. Wie kann man das unter einen Hut bringen? Man erfindet einfach ein Werkzeug, um dieses Problem in den Griff zu bekommen. Dieses Werkzeug - nennen wir es im typischen ÖVP-Jargon das Richter-Siegel-Tool - vertreibt ein für alle Mal alle Sorgen rund um das Ortsbildkonzept und es ist für die ÖVP relativ billig, um nicht zu sagen kostenfrei. Fr. Siegel bekommt eine Anstellung als Vizebürgermeisterin und braucht einige Male im Monat nicht nach Hartberg fahren. Hr. Richter wird mit Aufträgen aller Art versorgt und bekommt kleine Aufmerksamkeiten von der Stadt, wie zum Beispiel eine neue Start-Landebahn für seinen Fliegerclub. Und alles bezahlt der Steuerzahler, clever oder?

Nachstehend einige Beispiele, die dank des Richter-Siegel-Tools möglich wurden:

 

  1. Schalkgründe Bergkammstraße

Im Ortsbildkonzept von 2006, Seite 9 beschreibt Architekt Norbert Frei den Sichtbezug II (Blick auf die Stadt) sehr präzise: Eine weitere bedeutende Sichtzone ist jene von der Bergkammstraße mit Blickrichtung nach Nordosten, von wo sowohl der historische Altstadtbereich als auch die unmittelbar daran angrenzenden Freiflächen, Grünanlagen und die unterschiedliche Stellung von Gebäuden zum öffentlichen Raum klar ablesbar sind. Hier ist vor allem größtes Augenmerk auf die Dachlandschaften und deren Höhenentwicklung zu legen. Ziel muss es sein, das vorherrschende Dachdeckungsmaterial Ziegel in roten und rotbraunen Farbtönen zu erhalten und bei Neubauten zu forcieren. Flach- und Pultdächer sind ebenso zu vermeiden wie Hochhausentwicklungen und überdimensionale Dachflächen.

Die BILF hat an der Bergkammstraße im Februar 2019 ein 1,5 x 5,0 m großes Transparent aufgestellt, um einerseits auf die Verbauung der Stadtsicht (Sichtbezug II lt. Ortsbildkonzept) hinzuweisen und andererseits die Dimension des Sichtbezug-Schadens zu veranschaulichen. Das war Bgm. Franz Jost zu viel; die BILF wurde seitens der Stadtgemeinde Fürstenfeld umgehend mit zig Bescheiden und einem Ortsbildgutachten vom Architekten Klaus Richter malträtiert, weil das temporäre Transparent die Sicht auf die Stadt störte. Eine inzwischen gebaute, 200 m lange, fast geschlossene Häuserreihe stört unseren Ortsbild-Sachverständigen aber offenbar nicht!?

Ziemlich genau vor 2 Jahren (27.01.2021) hat die BILF auf ihrer Homepage einen Artikel veröffentlicht (er ist dort noch immer nachzulesen), in dem vor der drohenden Verbauung der Aussicht auf die Stadt gewarnt wurde. Damals war gerade das erste Haus im Rohbau und man konnte schon absehen, wie es weitergehen wird.

Wer auf der Bergkammstraße vor zwei Jahren spazieren ging und sich dort erholte, konnte ganz nebenbei einen schönen Ausblick auf die Stadt genießen. Es war leider die letzte Chance, unsere Stadt noch so zu sehen und zu erleben wie auf nachstehendem Bild:

2019 - Der noch schöne und ungehinderte Ausblick von der Bergkammstraße auf die Stadt (Sichtbezug II lt. Architekt Norbert Frei)

Wir haben von Beginn an vor der Verbauung der Schalkgründe und damit auch vor der Verbauung der Sicht auf Fürstenfeld gewarnt und die zu erwartenden negativen Auswirkungen auf das Stadtbild auch mit einer Fotomontage verdeutlicht.

2019 – Fotomontage zur Verbauung

Seit damals hat Bgm. Franz Jost samt seinen Gemeinderäten die Baufirmen, Investoren und Immobilienbüros (zu denen auch der Bürgermeister mit seiner Connexa gehört) wüten lassen und es ist leider genau das herausgekommen, vor dem wir immer gewarnt haben: Die Bergkammstraße ist verschandelt, die Aussicht auf die Stadt ist großteils verbaut und die Fürstenfelder haben wieder ein Naherholungsgebiet weniger.

So sieht die Aussicht auf die Stadt zurzeit aus:

2023 – Die Realität übertrifft noch die Fotomontage, was die Verschandelung betrifft

Nun hat auch Fürstenfeld an der Bergkammstraße ein Chalet-Dorf, wie es sie schon in duzenden „schönen“ Ferienorten gibt, die die meiste Zeit leer stehen und den Gemeinden und der Bevölkerung nur Probleme machen. Aber ein paar Wenige haben bei der Errichtung und dem Verkauf daran gut verdient.

Die aktuelle Chronologie zum Projekt Schalkgründe Bergkammstraße, angefangen vom etwas gewöhnungsbedürftigen geotechnischen Gutachten vom Büro Boder - mit den Fotos vom Gelände hinter der Fa. Altesse - bis zur misslungenen Pensionspfändung der Stadtgemeinde Fürstenfeld gegen Franz Sommer finden Sie unter: Link zur Chronologie Schalkgründe Bergkammstraße

Die einzelnen Dokumente, auf die in der Chronologie zum Projekt Schalkgründe Bergkammstraße hingewiesen wird, sind verfügbar unter: Link Dokumente 

 

  1. Parkvillen

Ähnliches ist auch bei den sogenannten „Parkvillen“ in der Wallstraße gleich neben der Josefikapelle passiert. Dort war bis vor 2 Jahren ein Park mit einem älteren, kleinen Haus und einem alten, wirklich schönen Baumbestand darauf.

Nun steht dort ein Wohnsilo wie ein Taubenkobel, mit Flachdach und mit diesen eigenartigen Glas-Balkonen. Es sieht aus wie ein gestrandetes Kreuzfahrtschiff, unpassend in diesem wenig maritimen Umfeld einer oststeirischen Altstadt.

Vom gewesenen schönen Park ist nichts mehr vorhanden und das Ganze mitten im Ortbildschutzgebiet, einen Steinwurf vom historischen Ortskern entfernt.

Der Name „Parkvillen“ ist eine klassische Irreführung von Bevölkerung und Käufern. Es gibt weder einen Park noch handelt es sich bei den Bauten um „Villen“. Der Bau entspricht in keiner Weise dem geltenden Ortsbildschutzbestimmungen; kein Problem dank dem Richter-Siegel-Tool. Auch daran ist erwartungsgemäß der Bürgermeister mit seiner Immobilienfirma Connexa beteiligt und wird wohl auch kräftig mitverdienen.

 

Wie schön wäre es, wenn sich die im Sommer hitzegeplagten Fürstenfelder/innen und deren Gäste in einem gepflegten Park erholen könnten. Fürstenfeld nennt sich zwar großspurig Thermenhauptstadt, die Großzügigkeit, das Flair, das Ortsbild und das Parkangebot von echten Thermen- oder Kurorten lässt bei uns zu wünschen übrig. Vielleicht sollte Bgm. Jost einmal auf Kur gehen, um vielleicht zu sehen und zu erleben, was eine echte Thermenstadt ausmacht. Es muss nicht gerade Baden sein, aber selbst das kleine Bad Gleichenberg hat wesentlich mehr Parkfläche als Fürstenfeld.

 

Das war der erste Teil zum Thema Ortsbildschutz a la Fürstenfeld. Demnächst geht es im zweiten Teil mit weiteren interessanten Fürstenfelder Bauprojekten weiter.