Corona und die Normalität

Der Coronavirus hat unser Land und die ganze Welt ziemlich durcheinandergewirbelt und uns Menschen manchmal an den Rand der Verzweiflung gebracht. Besonders zu bedauern sind die Mitmenschen, die durch die Krankheit direkt betroffen wurden oder in deren Familien es Kranke oder gar Todesfälle gibt. Schwierig ist es auch für diejenigen, die von einem auf den anderen Tag kein Einkommen mehr hatten und zu Bittstellern wurden, aber denen kann durch die diversen Hilfsmaßnahmen zumindest teilweise geholfen werden. Auch dass wir unsere sozialen Kontakte nicht mehr ausleben können, ist auf Dauer für unser Menschsein sicher nicht gut.
 
Aber es gibt auf dieser Erde nichts, was nur positive oder negative Seiten hätte. So ist es auch bei dieser Coronavirus-Pandemie:
 
Erstmals seit vielen Jahrzehnten kann sich unsere Erde einmal ordentlich erholen. Es gibt weniger Smog über den Industriegebieten der Welt, weniger Feinstaub, weniger Abgase aus unseren Autos und Industrie- und Kraftwerkskaminen, weniger Verkehrstote, weniger verunreinigtes Wasser, eine gesündere Luft usw. Auch die Zerstörung unseres Klimas hat einmal Pause. Und wenn weniger gebaut wird, so bleiben uns einige Äcker und Wiesen als wichtiger Lebens- und Erholungsraum erhalten. Insgesamt geht es der Erde besser und wir Menschen leben in einer gesünderen Umwelt.
 
Wer mit dem allen nichts anzufangen weiß, ist die uns so heilige Wirtschaft. Sie drängt auf Wiederherstellung der Normalität. Unser aktuelles Wirtschaftssystem und unsere Lebensweise sind aber schon lange nicht mehr normal. Sie funktionieren nur deshalb scheinbar so gut, weil wir unser Land und unsere Erde bis aufs Letzte ausbeuten und damit unsere Umwelt und Lebensgrundlagen ruinieren. Wir leben nur noch in Wohlstand auf Kosten unserer Zukunft. Die zukünftigen Generationen, wenn es solche noch geben wird, werden dafür die Zeche bezahlen.
 
Der „Erdüberlastungstag“ oder „Welterschöpfungstag“ für Österreich war heuer der 8. April 2020. Ab diesem Tag leben wir für den Rest des Jahres auf Pump und auf Kosten der Zukunft und ruinieren durch Raubbau und Ausbeutung diese Welt und unsere Zukunft. Wir tun so, als hätten wir noch eine zweite Erde in Reserve, wenn die unsrige kaputt ist.
Die Natur, von der der Mensch ein kleiner Teil ist, hat seit Jahrmillionen in Kreisläufen gewirtschaftet und das wäre auch die Normalität. Alles, was durch Tiere und Pflanzen der Erde entnommen wurde, wurde nach deren Tod auch wieder zurückgegeben und stand der nächsten Generation zur Verfügung. Auch der Mensch ist Teil dieses Kreislaufes. Lebewesen, die ihren Lebensraum zu sehr ausnutzten und zerstörten,  wurden auf ein erträgliches Maß zurückgestutzt oder sind ausgestorben. Die heutige Menschheit glaubt, eine Ausnahme zu sein und ist auf dem besten Weg, sich selbst auszurotten!
 
Das, was wir heute als unentbehrlich und lebensnotwendig ansehen, ist zum allergrößten Teil Luxus, der unser jetziges Leben zwar angenehmer macht, aber nicht lebensnotwendig ist und dessen Erzeugung, Nutzung und Abfall unsere Lebensumwelt zerstört. Was der Mensch wirklich braucht und was lebensnotwendig ist, zeigen Notzeiten, Kriege oder der Coronavirus: eine gesunde Nahrung, sauberes Wasser zum Trinken, in unserer Klimazone ein Dach über dem Kopf, Gesundheit und soziale Gemeinschaft. Und das alles in einer gesunden und lebenswerten Umwelt.
Alles andere sind schöne Zutaten, die solange in Ordnung sind, solange wir damit nicht unsere Welt und die Lebensgrundlagen ruinieren. Leider tun wir das.
Unser Wirtschaftssystem wird sich dem naturgegebenen Kreislaufsystem rasch unterordnen müssen, soll die Menschheit weiter existieren. Jeder Mensch kann und soll nur das Lebensnotwendige bekommen, Luxus gibt es nur dann, wenn es nicht auf Kosten unserer Erde und unserer Lebensgrundlagen geht und in den naturgegebenen Kreislauf passt.