Eine neue Attraktion für Fürstenfeld

Eine neue Attraktion für Fürstenfeld

Die Meinungen über unseren Bürgermeister sind verschieden, aber wenn es um das Wohl der Fürstenfelder geht, lässt er sich nichts nachsagen. Es geht ihm sicher nie um Publicity und er hat es deswegen auch so lang wie möglich für sich behalten, aber jetzt ist die Katze aus dem Sack: in der Feistritzgasse will Bgm. Jost ein neues Naherholungsgebiet schaffen. Und koste es, was es wolle, für Erholungsflächen zahlt er praktisch jeden Preis. Die ganze Stadt freut sich schon auf die Naherholungsparkplätze in der Feistritzgasse, zumal diese die ersten weltweit sind. Wie schön wird es sein, wenn erholungssuchende Fürstenfelder sonn- und feiertags nicht mehr auf den Bergkamm oder in die Feistritzauen gehen müssen, sondern gemeinsam mit allen Gemeinderäten von ÖVP, FPÖ und SPÖ die neuen Naherholungsparkplätze genießen können. Man kann auf dem neuen Parkplatz mit den Herren Jost, Schandor, Prantl usw. samt ihren Frauen, Kindern und Hunden lustwandeln, über künftige Fürstenfelder Hoch- oder Tiefbauvorhaben diskutieren oder sich einfach an den vielen bunten Autos erfreuen und frische Abgase tanken.

Die neue Idylle in der Feistritzgasse – eine von der BILF mit Autos ergänzte Ansicht aus der „Woche“; nur die Bäume muss man sich wegdenken, denn diese werden erst in ca. 20 Jahren so groß sein.
Die neue Idylle in der Feistritzgasse – eine von der BILF mit Autos ergänzte Ansicht aus der „Woche“; nur die Bäume muss man sich wegdenken, denn diese werden erst in ca. 20 Jahren so groß sein.

Diese Geschichte hört sich an, als wäre sie dem Fasching oder dem 1. April geschuldet. Man könnte meinen, die BILF mache schlechte Scherze, aber wenn man die letzte Gratiszeitung „Woche“ vom 30./31. März 2022 liest, kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Auf den Seiten 8 und 9 preist dort Bgm. Jost in gewohnter Unverfrorenheit den geplanten Parkplatz in der Feistritzgasse zur „erholsamen Freizeitnutzung unmittelbar im innerstädtischen Bereich Fürstenfelds“ an. Dort sieht man auch eine 3D-Grafik, die einen Parkplatz ohne Autos, dafür mit Bäumen, Grünflächen und einem Teich zeigt. Das ist Irreführung in Reinkultur.

Wenn Parkplätze tatsächlich die zukünftigen Grün- und Erholungsflächen der Stadt Fürstenfeld sein werden, dann hat Bgm. Jost noch viel zu tun: Allein bei den Einkaufszentren entlang der Körmenderstraße und Grazerstraße stehen über 2.200 Parkplätze als künftige Grün- und Erholungsflächen zur Verfügung. Das wären wunderbare Aussichten und ein ganz neues Lebensgefühl für die Fürstenfelder und ihre Gäste. Leider kennen wir weit und breit keinen Parkplatz, der als Grün- und Naherholungsfläche genutzt wird – nicht einmal im Internet wird man fündig. Parkplätze sind und bleiben Abstellplätze für Autos und kein Mensch hält sich dort länger auf, als er zum Ein- oder Aussteigen braucht. Wer möchte auch schon auf einem Parkplatz sitzen, dabei Benzin- und Dieseldämpfe inhalieren und die Autos beim Ankommen und Wegfahren bestaunen? Sogar dort, wo Autos tatsächlich auf einer Wiese stehen, wie bei Almfesten oder am Österreichring, ist noch nie jemand beobachtet worden, der den Parkplatz als Erholungsfläche nutzt. Und in Fürstenfeld soll es anders sein?

Wie gesagt, das ist wieder einmal ein erbärmlicher Versuch unseres Bürgermeisters, der für einige Freunde diesen, mit Steuergeldern finanzierten, Parkplatz unbedingt durchdrücken will und allen anderen Bürgerinnen und Bürgern - oder wie es im ÖVP-Jargon heißt, dem Pöbel - von Fürstenfeld wieder einmal wertvollen Lebensraum stiehlt und verpflastert. Die schönste grüne 3D-Grafik hilft nichts, wenn auf dem Grün die Autos stehen!

Wir sind der Meinung, es sollen einmal die reichlich vorhandenen Parkplätze in und um die Stadt Fürstenfeld (insgesamt mehr als 3.500!!) ordentlich genützt und bewirtschaftet und die Stadt durch ein modernes City-Bus-System mit ihren Parkplätzen und dem Umland erschlossen werden. Dauerparker gehören nicht in die Stadt, sondern an den Stadtrand, wie es schon viele Städte mit moderner Parkraumbewirtschaftung vorzeigen. Fürstenfeld geht mit seinem Innenstadtparkplatz einen längst überholten Steinzeitweg.

Auch die mitten in der Stadt gelegene Tiefgarage gehört wieder für Kurzzeitparker, wie Touristen, Einkäufer, Cafehausbesucher usw. geöffnet und nicht, wie jetzt, als Abstellplatz für Dauerparker, die es sich leisten können, missbraucht.

Und das Märchen vom versickernden Regenwasser und der Anhebung des Grundwasserspiegels ist ebenso eine Finte. In der gemeindeeigenen Verhandlungsschrift zur Bauverhandlung steht ausdrücklich, dass wegen des dichten Untergrundes (Lehm) praktisch keine Versickerung erwartet wird. Da können noch so viele Rasengittersteine (aus Plastik!!) verlegt werden.

Die Feistritzgasse kann tatsächlich ein attraktiver Ort zum Verweilen und zur Naherholung werden, wenn man das Geld, das die Gemeinde in den Parkplatz stecken will, zur Erstellung eines wirklichen Naherholungsgebietes und Stadtparks für alle Stadtbewohner und deren Gäste verwendet wird. Die geplanten Teiche können bleiben, anstelle der Parkplätze gibt es Blumenbeete, einen Rosengarten, Bäume und Sträucher, Sitzbankerl, Spazierwege, einen Kinderspielplatz, vielleicht einen Kiosk für Getränke und Imbiss, eventuell einen Skulpturenpark und ähnliches; der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.

Damit wäre die Stadt um eine Attraktion reicher, für die es sich lohnt nach Fürstenfeld zu fahren. Vor allem aber hätten die Bewohner von Fürstenfeld ein zentrumnahes Grün- und Naherholungsgebiet, das unserer Gesundheit dient und zum Klimaausgleich beiträgt – und das haben wir in Zukunft wesentlich notwendiger als 136 Parkplätze vor der Haustür.

 

Übrigens: Was von solchen Versprechungen in der Bauwerbung zu halten ist, zeigen zwei aktuelle Beispiele:

  1. Das sogenannte „Green Village“ am Stadtbergenweg ist nur mehr im Namen grün, in Wirklichkeit gibt es dort nur Beton und Autoabstellplätze statt der versprochenen Grünflächen.
  2. Die gerade im Bau befindlichen „Parkvillen“ haben den „Park“ auch nur mehr im Namen, denn der dort gewesene Park existiert nicht mehr. Die Wohnungen werden übrigens (auch) von Connexa, der Immobilienfirma von Bgm. Jost, vermarktet.

 

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Bericht in der Woche vom 30./31. März 2022

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