Parkplatzwahnsinn

Parkplatzwahnsinn

Fürstenfeld hat einen neuen Lösungsansatz in der Bekämpfung der Klimakrise: man baut Parkplätze für eine grünere Stadt, so angeblich die Argumentation von Bgm. Jost. Diese Argumentation lassen wir einmal im Raum stehen.

Fürstenfeld hat mit 8.655 Einwohnern auf einer Fläche von ca. 15 km²‎ eine Bevölkerungsdichte von ca. 577 Einwohner/km²‎.

Anne Hidalgo ist seit 2014 Bürgermeisterin von Paris. Paris hat mit 2,18 Millionen Einwohnern auf einer Fläche von ca. 105 km²‎ eine Bevölkerungsdichte von ca. 20.653 Einwohner/km²‎.

Paris hat somit das ca. 250-fache an Einwohnern von Fürstenfeld und eine ca. 36-fache Bevölkerungsdichte.

Allein an diesen Zahlen sieht man: da gibt es genug Verkehr!

Anne Hidalgo will in den nächsten 6 Jahren im Stadtgebiet von Paris 60.000 straßenebene Parkplätze (nicht Parkhäuser oder Parkgaragen) auflassen und durch Grün- und Freizeitflächen (Parks, Fußgängerzonen, Spielplätze, Straßencafés, ...) ersetzen. Außerdem soll ein Siebentel des Pariser Stadtgebietes autofrei (=Fußgängerzone) werden. Und trotz dieser einschneidenden Maßnahmen - mit denen sicherlich nicht alle Pariser einverstanden sind - wurde Anne Hidalgo 2020 wieder zur Bürgermeisterin gewählt. Das heißt, dass die Menschen - selbst in einer verkehrsgeplagten Stadt wie Paris - mit zukunftsorientierten Lösungen einverstanden sind.

Ähnliche Verkehrsbeschränkungen plant man derzeit auch in London.

Und was passiert im schönen Fürstenfeld? Trotz stark rückläufiger PKW-Anmeldungen (siehe beil. Auszug der Statistik Austria) und Klimakrise hat Bgm. Jost nichts Besseres zu tun, als mit öffentlichen Mitteln in der Feistritzgasse 140 neue Parkplätze zu bauen und ein weiteres Stück Grünfläche zuzubetonieren (Bericht in der Woche vom 22.12.2021). Das ist Verkehrspolitik längst vergangener Zeiten!

Jost macht das angeblich, um für die Bewohner und das Ärztezentrum am Tabak-Fabriksgelände Parkflächen zu schaffen. Für das Ärztezentrum gibt es in der Umgebung genügend Parkplätze und wenn das noch zu wenig ist, dann sollen die Herrschaften gefälligst auf ihrem eigenen Gelände eine Tiefgarage oder ein Parkhaus bauen. Dort sind genug Flächen bereits versiegelt.

Wozu Bgm. Jost noch mehr Parkplätze braucht, versteht kein logisch denkender Mensch. Allein entlang der Grazerstraße und der Körmenderstraße gibt es über 2.200 Parkplätze, welche die meiste Zeit fast leer sind. Das sind über 9 ha oder 13 Sportplätze versiegelte Fläche, die nicht einmal 500 m von der Stadt entfernt ist. Und dann gibt es noch Parkplätze beim Freibad, am ungenutzten Festplatz, im Industriegelände usw. Man müsste nur mit den Besitzern dieser Parkplätze einen Vertrag abschließen, ein Verkehrsleitsystem und einen City-Bus implementieren; der Bau neuer Parkplätze könnte für alle Zeiten entfallen. Das wäre eine klimaneutrale Lösung, nicht wieder betonieren und versiegeln; außerdem viel billiger und nachhaltiger; schlichtweg eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

 

Ein Blick auf das enorme, bereits bestehende Parkplatzangebot von Fürstenfeld

Das wirklich Schlimme an der Fürstenfelder Verkehrspolitik ist, dass sie planlos ist. Anstatt sich einmal hinzusetzten und gemeinsam mit echten Fachleuten - z.B. dem Kuratorium für Verkehrssicherheit und unter Beteiligung der Wohnbevölkerung - ein Verkehrskonzept für die nächsten 20 - 30 Jahre für das ganze Stadtgebiet zu erstellen, werden jährlich massenhaft öffentliche Gelder für irgendwelche kurzfristigen, kurzsichtigen und oft sinnlosen Maßnahmen zum Fenster hinausgeworfen.

Professor Hermann Knoflacher von der TU Wien, er gilt als der Vordenker der modernen Mobilität und ist wohl der bekannteste Verkehrsexperte Österreichs, sagt schon lange: Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten. Das gleiche gilt sinngemäß auch für Parklätze.

Bgm. Jost scheint also den Individualverkehr in unser schönes Fürstenfeld ziehen zu wollen. Er scheint noch nicht verstanden zu haben, dass ausschließlich Menschen in die Geschäfte und Gastronomiebetriebe kommen, nicht die Autos. Menschen konsumieren eher, wenn sie sich wohl fühlen und das ist zu 100 Prozent in einer Fußgängerzone der Fall.

 

... und die BILF rät wieder einmal

zuerst denken, dann handeln

 

Der Kleinen Zeitung vom 5.1.2022 (beiliegend) kann man entnehmen, dass im Bereich der S7-Abfahrt in Speltenbach weitere 200 Parkplätze gebaut werden sollen. Bagger rollen, der Beton fließt in Strömen, Boden wird versiegelt, ...

Jost freut sich wie ein Schneekönig.

 

PS: Man sagt, es sei schwer, Menschen, die schon alles haben, etwas zu schenken. Wer Bgm. Jost eine Freude bereiten will, der schenkt ihm Parkplätze oder Bauplätze, egal wie viele, egal wo, er freut sich über jeden einzelnen. In der Stadt und rund um die Stadt: Beton, Beton, Beton…, wo immer es geht!

 

Parkplätze, wohin man sieht!

 

Einkaufszentrum FMZ Altenmarkt

 

Interspar, Lidl und Billa am Kreisverkehr

 

Parkplätze bei Stahlgruber, Hofer und OBI

 

Noch hat die alte Innenstadt von Fürstenfeld rundherum entlang der alten Stadtmauer einen weitgehend geschlossenen und intakten Grüngürtel als grüne Lunge für die Stadt. Wenn Bgm. Jost sein Betonprogramm so weitertreibt, wird davon bald nichts mehr übrigbleiben. Das geht zu Lasten der Gesundheit und Lebensqualität unserer Stadtbewohner und ist absolut schädlich für unseren Tourismus, noch dazu, wo sich Fürstenfeld als Thermenhauptstadt bezeichnet.

Innenstadt von Fürstenfeld mit noch weitgehend intaktem Grüngürtel

 

Anhang (2 Seiten):

Der Standard vom 28.1.2022 hat auf den Seiten 1 (Titelseite) und 2 einen äußerst informativen Bericht gebracht (beiliegend), den wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.

Der Standard hat eine Umfrage zum Thema ÖVP in Auftrag gegeben, welche recht interessante Ergebnisse zu Tage gebracht hat.

Hier ein Beispiel:

Nur elf Prozent der österreichischen Wahlberechtigten verbinden die ÖVP mit Anstand in der Politik

 Die übrigen Umfrage-Ergebnisse lesen sie am besten selbst.

 

Links zu diesem Beitrag:

Bericht in der Woche vom 22.12.2021 / Teil 1 

Bericht in der Woche vom 22.12.2021 / Teil 2 

Bericht in der Kleinen Zeitung vom 5.1.2022

Statistik Austria: Kraftfahrzeuge-Neuzulassungen

Bericht in Der Standard vom 28.1.2022

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